Ein Bericht von Volker - unserem zweiten Vorstand - der seit September mit seiner Frau Mely und seinen drei Kindern auf Bali lebt.
Anfang September konnten wir als ganze Familie das Waisenhaus in Denpasar besuchen. Es war nicht ganz einfach einen Termin dafür zu finden, da Ibu Esther oft unterwegs war und es für sie
wahrscheinlich auch nicht so einfach ist uns zwischen all den Aufgaben zu empfangen. Wir sind fast zwei Stunden mit ihr zusammengesessen und Mely hat sich hauptsächlich mit ihr über die
derzeitige Situation im Waisenhaus unterhalten. Da Mely selbst in Indonesien aufgewachsen ist, versteht sie vieles über die Kultur leichter und kann sich natürlich auch am besten in der
Muttersprache unterhalten.
Esther hat uns über die Organisation »Elisama« ein paar Dinge mitgeteilt, die wir so noch nicht wussten, so wurde die Organisation nicht von Esther alleine gegründet, sondern noch von weiteren
Partnern, welche aber nicht mehr erreichbar oder ausgeschieden sind (das ist nicht ganz klar). Daraus ergeben sich immer wieder Probleme und die Organisation wird aufgrund fehlender
Unterschriften nicht staatlich anerkannt und bekommt somit auch keine Staatshilfen. Deswegen versucht Esther derzeit die Organisation neu zu strukturieren mit Sitz in Singaraja. Dazu braucht es
sehr viel Zeit und Nerven. Der Sitz in Denpasar ist allerdings trotzdem sehr von Vorteil, da hier öfter Lebensmittelspenden vorbeigebracht werden.
Meine Eindrücke vom Waisenhaus in Denpasar:
Die Kinder sind eher still und zurückhaltend, wahrscheinlich weil sie uns auch noch nicht so gut kennen. Wenn man aber mit ihnen ins Gespräch kommt, sind sie sehr interessiert und freuen
sich. Ich würde sagen die Kinder in Singaraja hingegen sind ausgelassener und aktiver.
Das Haus in Denpasar ist sehr einfach und man kann an vielen Stellen sehen, dass eine Renovierung nötig wäre. Vor allem aber würde mich stören, dass man ein sehr beengendes Gefühl hat, man kann
nicht nach außen schauen und es ist relativ dunkel. Wahrscheinlich rentiert sich eine Renovierung auch nicht, da das Haus auf fremdem Grund erbaut wurde. Ich als Mann vom Bau habe auf jeden
Fall schon jetzt angefangen mir viele Gedanken über eine mögliche bauliche Veränderung zu machen. Allgemein würde ich sagen, dass man nach Möglichkeit auf diese wichtigen Faktoren achten müsste:
Ausreichend Licht, keine direkte Sonneneinstrahlung, Luftzirkulation, Ausrichten der Gebäude nach dem Windrichtungskorridor, Aussicht nach Außen, aber auch gute Blickverbindungen innerhalb der
Gebäude und Funktionalität besonders in den Bereichen, Sanitär, Küche, Versammlungsräume und Schlafzimmer.
Es sind sowohl in Denpasar als auch in Singaraja keine Männer als Leiter oder Betreuer. Deswegen erhoffe ich hier vielleicht meinen Platz zu finden und mithelfen zu können. Besonders für die
Jungen. Es wäre toll, wenn ich die Jungs vom Waisenhaus mal gemeinsam mit meinen beiden Jungs zu einem Ausflug mitnehmen könnte, zum Fußballspielen und die Mall oder sowas. Unsere Familie möchte
einfach ein Segen sein für die Kinder und wir hoffen, dass sich daraus fruchtbare Beziehungen entwickeln. Wir möchten uns aber nur im Sinne von Ibu Esther einbringen, keinesfalls möchten wir
stören und uns nur so einbringen wie es erwünscht ist. Der Herr wird uns Weisheit geben…
Eindrücke zum Waisenhaus in Singaraja:
Gegen Ende September konnten wir dann auch noch das Waisenhaus in Singaraja besuchen. Wir haben dort in einem Hotel übernachtet und sind am nächsten Tag erst wieder zurück nach Denpasar gefahren.
Allgemein betrachtet ist die Gegend um Singaraja trockener, heißer aber dafür nicht so dicht besiedelt. Esther konnte hier vor Jahren sehr günstig ein relativ großes Grundstück erwerben und hat
ein Waisenhaus errichtet. Die Gebäude sind von einer Mauer - als Schutz vor Diebstahl, etc. umgeben. Innerhalb befinden sich die Schlafräume, Küche, Atrium und verschiedene andere Räume.
Besonders imponiert hat mir hier das ausgedehnte Areal zur Selbstversorgung, welches auf Initiative von Esther besonders während der Corona-Krise entstanden ist.
Es gibt verschiedene Fischbecken für die Aufzucht und Zucht von Nilbarsch Süßwasserfischen. Überall konnte man Fische in den verschiedensten Größen sehen. Die Becken sind sehr funktional und
leicht zu reinigen. Die Fische dienen den Kindern zur Nahrung und es sind meiner Meinung nach genug, um in Zukunft auch solche Fische in einem eigenen Warung anzubieten. Besonders beeindruckt bin
ich von der großen Zahl an Mutterfischen und dass Esther es trotz des trockenen Klimas schafft eine ausreichende Wasserversorgung sicherzustellen. Dabei filtert sie auch das Abwasser, nutzt
das leicht verschmutzte Wasser weiter und am Ende dient das Wasser mit dem Fischkot auch dazu um die verschiedensten Pflanzen zu düngen und zu bewässern.
Im Garten wachsen Mangos, Kräuter, Papaya, Limetten, etc. Alle Bäume sind selbst gepflanzt und wachsen erstaunlich schnell und tragen außergewöhnlich viel Frucht.
Außerdem züchten die Kinder dort Hühner, Wachteln, Schweine, Schildkröten, Tauben und sogar Katzen. Alles ist miteinander verbunden und gut durchdacht. Die Kinder haben zum Beispiel selber einen Brutapparat für Küken gebaut. Auch alle Käfige usw. wurden von den Kindern selbst gebaut. Obwohl Esther noch nie von dem System einer »Permakultur« gehört hat, impliziert sie dieses hervorragend. »Alles hat einen Nutzen und wird in einem durchdachten Kreislauf mit dem Ziel der Produktion einer hochwertigen Ernährung eingesetzt.«
Mely durfte bei unserem Besuch eine kleine Ansprache vor versammelter Gemeinschaft halten. Sie erzählte dabei von ihrer eigenen Familienhistorie. Ihr Bruder und ebenso ihre Schwester wuchsen lange Zeit in einem Waisenhaus auf. Auch wenn man meinen könnte, dass diese Starthypothek ins Leben ein großer Nachteil ist, so ist es doch eher so, dass genau diese Kinder in Gottes Augen sehr besonders und unglaublich wertvoll sind. Unser Gott ist doch ein Gott der Witwen und Waisen. Also sollen auch diese Kinder die Chance ergreifen, diesen wunderbaren Helfer kennenzulernen und ihm zu vertrauen. Angenommen wir können diesen Kindern wirklich helfen, dann ist es doch so, dass damit eher uns geholfen wird, weil wir dem Willen und dem Ruf Jesus Christus folgen.
Ibu Esther und ihr komplettes Team von helfenden Freiwilligen machen ihre Arbeit trotz vieler Schwierigkeiten und Mühen (Bürokratie, Finanzen, Reisen auf verstopften Straßen, etc.) stets ohne zu klagen oder sich wichtig zu machen. Ihnen gebührt großes Lob und Anerkennung. Soweit wir können, wollen wie sie natürlich unterstützen und eine Hilfe sein.